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12.01.2024 Leipziger Tierärztekongress

Neue Impfstoffe für Geflügel

Neue Technologien erlauben die Entwicklung moderner Impfstofftypen. Welche Möglichkeiten mit den neuen Entwicklungen einhergehen, erläutert Prof. Dr. Silke Rautenschlein von der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Klinik für Geflügel auf dem 12. Leipziger Tierärztekongress. Dabei gibt sie auch einen Ausblick, mit welchen Ansätzen die Impfstoffentwicklung in Zukunft vorangetrieben werden soll.

Nutzgeflügel wird seit nunmehr über 80 Jahren mittels Impfungen vor verschiedenen Erkrankungen geschützt. Neue Impfstoffe, die jährlich auf dem deutschen Markt erscheinen, richten sich vor allem gegen Viruserkrankungen. Den nationalen und internationalen Markt dominieren immer noch Lebend- und Inaktivatimpfstoffe.

Seit mehr als 20 Jahren werden außerdem sogenannte „Neue-Generationsimpfstoffe“ eingesetzt. Gerade in den letzten Jahren gab es eine Vielzahl von Neuzulassungen auch in Deutschland.

Die meisten verfügbaren Impfstoffe in Deutschland sind für Hühner zugelassen, einige wenige für Puten und lediglich drei Impfstoffe für Enten. Gemäß der im Januar 2022 in Kraft getretenen europäischen Tierarzneimittel-Verordnung lassen sich immunologische Tierarzneimittel allerdings umwidmen. Hierbei muss jedoch beachtet werden, dass je nach Tierart die Immunreaktion und somit auch die Verträglichkeit und der Schutz abweichen können, wenn der Impfstoff einer anderen als in der Zulassung aufgeführten Zielspezies verabreicht wird.

Klassische Impfstoffe weiterhin von großer Bedeutung

Seit den ersten Impfversuchen beim Huhn durch Louis Pasteur im Jahr 1879 haben unterschiedlichste Impfstoffformulierungen die Produktreife erreicht. Dabei ging die Entwicklung bis hin zu gentechnischen Methoden zur Impfstoffherstellung.

Trotz der rasanten Weiterentwicklung in der Vakzinologie spielen die klassischen Impfstofftypen in der Nutzgeflügelhaltung weiterhin eine große Rolle. Diese beruhen auf der Inaktivierung des Erregers oder der Verwendung von attenuierten oder schwach bis avirulenten Erregerstämmen.

Klassische Lebendimpfstoffe bergen jedoch das Risiko einer Rückentwicklung hin zu einer höheren Virulenz, während bei Inaktivatimpfstoffen die protektive Immunantwort häufig nur teilweise angesprochen wird. Im Falle von Subunit-basierten Impfstoffen können die immunogenen Epitope limitiert sein, was möglicherweise zu einer begrenzten Immunantwort führt.

Bei der Anwendung von Inaktivatimpfstoffen sind für einen langlebigen Schutz zudem Adjuvantien einzusetzen. Häufig kommen sie zudem zusammen mit Lebendimpfstoffen oder anderen Impfstoffkandidaten zum Einsatz, um den Schutz und die Kreuzprotektivität zu erhöhen. Inaktivatimpfstoffe sind aufgrund ihrer Sicherheit und der Möglichkeit, Antigene verschiedener Erreger zu kombinieren, attraktiv.

Moderne Impfstofftypen dank neuer Technologien

Die Impfstoffe der neuen Generation ermöglichen eine schnelle Anpassung an neue Erregervarianten, eine preiswerte Herstellung und/oder eine gezielte Stimulierung spezifischer Abwehrzellen.

Eine auf das Genom fokussierte Technologie ist die „Reverse Vakzinologie“. Sie erlaubt es, mithilfe bioinformatischer Methoden potenzielle Impfstoffzielantigene zu identifizieren, welche anschließend kloniert und exprimiert werden können. Auf diese Weise lassen sich große Mengen von Antigen produzieren und die Immunogenität im Tier anschließend testen. Dadurch wird das Spektrum möglicher immunogener Antigene erweitert und eine schnellere Impfstoffentwicklung ermöglicht.

Revolutioniert wurde der Markt durch neue Verfahren, die auf genetisch veränderten Organsimen zur Gewinnung von Subunit-Impfstoffen basieren. Sie ermöglichen die Erzeugung sehr großer Mengen spezifischer Antigene.

Das klassische Attenuieren von bakteriellen Erregern durch Passagen wurde mittels gentechnischer Methoden ergänzt. So wurden auch in Deutschland Impfstoffkandidaten zugelassen, die auf Deletionsmutanten basieren. Hierbei wurden Gene mutiert, die zum Beispiel für den Metabolsimus von Bakterien wichtig sind.

Rekombinante virale und bakterielle Vakzine haben inzwischen international Marktreife erreicht, wovon erstere seit 2000 auch in Deutschland zugelassen sind. Darüber hinaus wird seit einigen Jahren an DNA und RNA-basierten Impfstoffkandidaten geforscht. Jedoch haben nur sehr wenige bislang weltweit die Marktreife erreicht, beispielsweise einige mRNA-Impfstoffe. Ob sie sich beim Nutzgeflügel durchsetzen werden, muss sich hingegen noch zeigen.

Um die Impfstoffentwicklung weiter voranzutreiben, wird in Zukunft stärker auf Gen-Editierungstechnologien zurückgegriffen werden. Eine wichtige Rolle in der Entwicklung neuer Impfstoffe wird beispielsweise die Clustered Regularly Interspaced Short Palindrom Repeats (CRISP/associated protein 9 (Cas9) Technologie spielen.

Mehr zum Thema erfahren Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Vortrag von Prof. Dr. Rautenschlein Neue Impfstoffe der Geflügelmedizin , der am 19. Januar im Rahmen der Session „Impfung als Instrument der Tierseuchenbekämpfung“ auf dem 12. Leipziger Tierärztekongress stattfinden wird.

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