Kofferlabor bringt schnell Klarheit
Virologe der Universität Leipzig entwickelte mobile Testmöglichkeit auf Corona-Virus für Mensch und Tier
Als Dr. Ahmed Abd El Wahed im Jahr 2013 in den Senegal reiste, um die Menschen dort auf die Erreger des hämorrhagischen Fiebers zu untersuchen, musste er erfinderisch sein: Er baute mangels Alternativen aus einer Metallbox, vielen Kabeln, Laborsubstanzen und Strom aus einer Autobatterie ein mobiles Kofferlabor. Da das Arbeiten mit diesem Provisorium schwierig war, entwickelte der Virologe vom Institut für Tierhygiene und Öffentliches Veterinärwesen der Universität Leipzig sein Kofferlabor immer weiter. Mittlerweile kann er damit Mensch und Tier theoretisch in allen Teilen der Welt auf die verschiedensten Infektionskrankheiten testen, auch auf das COVID-19-Virus. Seine Testmethode, so sagt Abd El Wahed, sei so zuverlässig wie ein PCR-Test, gehe nur wesentlich schneller. Auch beim 11. Leipziger Tierärztekongress vom 7. bis 9. Juli 2022 wird dieses Thema eine Rolle spielen.
Der Experte der Veterinärmedizinischen Fakultät nutzt den RPA-Test – Recombinase-polymerase Amplification Assay – eine Extraktionsmethode, die es schon länger gibt, die aber bislang nicht zum Nachweis von Infektionen und zur Forschung angewandt wurde. Im Gegensatz zum PCR-Test, der sich weltweit etabliert hat, dauere es beim RPA-Test nur 15 Minuten, bis das Ergebnis vorliegt. „Ich habe immer selbst an dem Kofferlabor gebastelt. Jetzt ist alles drin, was man zum Nachweis von Virusinfektionen braucht“, berichtet er. Die Autobatterie hat Abd El Wahed gegen eine Solarbatterie ausgetauscht und ist damit noch unabhängiger von den Gegebenheiten vor Ort.
Nachweisprinzip immer gleich
Im Laufe der Jahre kam das Kofferlabor in vielen Teilen der Welt zum Einsatz, unter anderem zum Nachweis der Vogelgrippe, Dengue-Fieber und Ebola oder des Bovine-Coronavirus bei Rindern. Je nachdem, um welche Infektion es sich handelt, werden Speichel, Stuhl oder das Blut untersucht. Das Nachweisprinzip ist immer gleich. Je nach Virusart sind nur die Substanzen in den Röhrchen unterschiedlich. Auch die Ausstattung ist immer weitgehend identisch: Reagenzgläser, Pipetten, Geräte, Schutzhandschuhe, Substanzen zum Nachweis der Viren, eine Zentrifuge, ein Abfalleimer und Desinfektionsmittel.
Während Abd El Wahed früher mehr Tiere getestet hat, reisen er und seine Kolleg:innen mittlerweile auch in sehr entlegene Regionen der Welt, um Menschen schnell und zuverlässig auf das Corona-Virus zu testen. Dies ist umso wichtiger, da gerade die Afrikaner:innen bei weitem nicht über die Test- und Impfmöglichkeiten wie in Europa verfügen. Gerade bauen die Leipziger Forscher:innen ein neues Kofferlabor für ihre Partner:innen in Afrika. „Wir trainieren mit den Menschen vor Ort“, erläutert Abd El Wahed. Vermittelt wird die eigentliche Testung, als auch die Methode, ein solches Kofferlabor selbst zu bauen. „Wir haben kein Patent darauf. Es ist offen für die ganze Welt“, sagt er.
Lange Geschichte des Corona-Virus bei Tieren
„Corona bei Tieren – das ist eine lange Geschichte“, sagt der Virologe. Da gibt es schon wesentlich länger als das COVID-19-Virus unter anderem das Vogel-Coronavirus bei Geflügel, Bovine bei Kühen oder die Feline-Variante bei den Katzen. Alle kann er mit seinem Testkoffer nachweisen. Sogar Tiere würden gelegentlich gegen das Coronavirus geimpft, beispielsweise trächtige Kühe zum Schutz des ungeborenen Kalbes. Diese tierischen Coronaviren seien ungefährlich für den Menschen, erklärt der Forscher. Allerdings könnten Menschen ihre Katze oder ihren Hund bei intensivem Kontakt mit dem SARS-CoV-2-Virus anstecken, wobei Katzen stärker gefährdet seien.
Über den Leipziger Tierärztekongress und die vetexpo
Der Leipziger Tierärztekongress samt Fachmesse vetexpo lädt vom 7. bis 9. Juli 2022 auf das Leipziger Messegelände ein. Mit über 500 Vorträgen umfasst die größte Fortbildungsveranstaltung für Veterinärmediziner im deutschsprachigen Raum alle Aspekte des tierärztlichen Berufsfelds. Für die 11. Auflage des Erfolgsevents wurde die Industrieausstellung vetexpo auf drei Tage verlängert, die Raumkapazität auf 15.000 m² erweitert. Erneut wird die Jobmesse CAREER CORNER integriert. Der Leipziger Tierärztekongress und die Fachmesse vetexpo werden von der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig, den sechs Tierärztekammern der Bundesländer Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie der Leipziger Messe GmbH veranstaltet. Der 10. Leipziger Tierärztekongress mit vetexpo verzeichnete 283 Aussteller aus 15 Ländern und 6.200 Teilnehmer.
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