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Digitalisierung: Kommt der gläserne Tierarzt?
Die Frage „Bits & Bytes: Fluch oder Segen für die Tiermedizin?“ stellt nicht nur die Auftaktveranstaltung des 11. Leipziger Tierärztekongresses. Auch mehrere Symposien und Vorträge rücken die Digitalisierung der Praxen und deren Auswirkung auf den tierärztlichen Beruf ins Zentrum.
Der Leipziger Tierärztekongress eröffnet am 13. Januar 2022 mit einem für die veterinärmedizinische Praxis besonders heißen Thema. Nach der Festrede von Manuela Schwesig, Ministerpräsidentin des Landes Mecklenburg-Vorpommern, werden in kurzen Impulsreferaten verschiedene Aspekte des Leitmotivs „Bits & Bytes: Fluch oder Segen für die Tiermedizin?“ und der mit einer zunehmenden Digitalisierung verbundenen Chancen und Risiken beleuchtet sowie in einer anschließenden Podiumsdebatte vertieft.
Datenhoheit behalten
So stellt Dr. med. Christian Brodowski, Facharzt für Anästhesiologie in der Gemeinschaftspraxis Anaesthesie-Centrum Essen, die Frage: „Der gläserne Tierarzt – eine unumgängliche Nebenwirkung?“ Denn im Zusammenhang mit der digitalen Vernetzung spielt die Datenhoheit sowohl in der Human- als auch in der Tiermedizin eine immer größere Rolle. „Die Digitalisierung des humanen Gesundheitswesens wird mit großer Geschwindigkeit vorangetrieben, etliche Kassenarztpraxen sind da eher Pioniere wider Willen. Mit den Tierärzten vereint uns die Sorge vor dem unberechtigten Zugriff auf sensible Daten, deren Manipulation, Veröffentlichung oder Vernichtung. Kunden-Datenbanken zum Beispiel gehören zu den ‚Kronjuwelen’ in den Tierarztpraxen“, betont Dr. Brodowski.
Demgegenüber stehe der Nutzen durch schnelle Verfügbarkeit und die Analyse großer Informationsmengen für Praxis und Forschung. „Eine effiziente Nutztierhaltung wäre ohne Durchdringung mit digitalen Instrumenten mittlerweile undenkbar“, erklärt der Mediziner – auch wenn in der Veterinärmedizin bisher noch kein mit der zentralen elektronischen Patientenakte (ePA) vergleichbares System existiere. „In meinem Referat werde ich darauf eingehen, was Tierärztinnen und Tierärzte aus den Digitalisierungsprozessen im deutschen Gesundheitswesen lernen und besser machen können.“ Weitere Impulsreferate der Eröffnungsveranstaltung befassen sich mit Telemedizin, vernetzten Nutztieren sowie der digitalen Tiermedizin in Aus-, Fort- und Weiterbildung.
Von Ausbildung über Geschäftsmodelle bis Sensortechnik
Den Einfluss der Digitalisierung auf die tiermedizinische Ausbildung betrachtet ebenfalls das Symposium „Digitalisierung in der Lehre – Erfahrungen und Aussichten“ (13.01.). Vorgestellt werden unter anderem digitale Lehrkonzepte am Beispiel der Universität Leipzig sowie Erfahrungen mit digitalen Lehrformaten in der Schweiz.
Digitale Geschäftsmodelle in der Veterinärmedizin sowie die Digitalisierung der Praxisführung nimmt das Symposium „Digitalisierung und Zukunft“ im Kongressschwerpunkt Hund/Katze in den Fokus (15.01.) und behandelt darüber hinaus die Frage: „Digitalisierung – unsere Zukunft und Chance im Kontext einer 40 Stunde Woche?“ Möglichkeiten und Grenzen eines sensorbasierten Herden- und Tiergesundheitsmanagements und digitale Assistenzsysteme in der Milchviehhaltung wiederum gehören zu den Themen des „Sensortechnik“-Symposiums (13.01., Schwerpunkt Wiederkäuer).