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26.05.2023 Leipziger Tierärztekongress

Erste Ergebnisse zum Tierschutz und zur Hygiene bei mobiler Schlachtung

Aspekte des Tierschutzes und der Hygiene bei der mobilen Schlachtung beleuchtet das im letzten Jahr gestartete Forschungsprojekt „Hofnahe Schlachtung im Dialog“. Erste Ergebnisse der noch bis 2024 laufenden Untersuchungen werden auf dem 12. Leipziger Tierärztekongress vorgestellt.

Seit September 2021 ist die Schlachtung von bis zu drei Rindern (außer Bisons), sechs Schweinen und drei Einhufern im Herkunftsbetrieb unter Nutzung einer von der zuständigen Behörde zugelassenen mobilen Schlachteinheit entsprechend der Delegierten Verordnung (EU) 2021/1374 möglich. Um Chancen und Risiken der hofnahen bzw. mobilen Schlachtung aufzuzeigen und offene Fragen zu klären, nimmt das Projekt „Hofnahe Schlachtung im Dialog – Untersuchungen zur Hofnahen Schlachtung im Hinblick auf Tierschutz und Verbraucherschutz mit Wissenstransfer für die Praxis“ diese Schlachtungsform in den Blick. Das Projekt wird vom Institut für Lebensmittelhygiene der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig durchgeführt.

„Unser Ziel ist es, Schlachtungen im Herkunftsbetrieb hinsichtlich des Tierschutzes und der Hygiene wissenschaftlich zu begleiten und schlussendlich Schulungsunterlagen wie einen E-Learning-Kurs, Lehrfilme, Best-Practice-Praxisleitfäden und Lernerfolgskontrollen für alle beteiligten Akteure der mobilen Schlachtung – also Landwirte, Fleischer und Tierärzte – zu erstellen“, erklären die Projektleiter Prof. Dr. Ahmad Hamedy und Dr. Philipp Rolzhäuser vom Institut für Lebensmittelhygiene.

Ein erster Workshop des Forschungsprojekts fand im März 2023 statt. Er brachte Landwirte, Schlachter und Tierärzte zusammen, um Herausforderungen zu identifizieren und Lösungsansätze zu erarbeiten. „Von den Landwirten und Schlachtern wurde – neben dem Genehmigungsverfahren und den Kosten – die Kommunikation in den Mittelpunkt gestellt. Auch die Gruppe der Tierärzte benannte die Kommunikation als zentrales Thema, neben personellen und zeitlichen Ressourcen sowie dem Wunsch nach einer Vereinheitlichung der Genehmigungsverfahren und der Sachkundeinhalte“, berichten Prof. Hamedy und Dr. Rolzhäuser. „Die Kommunikation zwischen Landwirten, Schlachtern, Tierärzten und Behörden bleibt also das Kernelement, welches in der Zukunft fokussiert wird.“

Bis Ende 2023 läuft die Datenerhebung. „Zur Status-quo-Analyse erfolgte zunächst eine Umfrage der beteiligten Akteure zur mobilen Schlachtung. Dabei wurden neben allgemeinen Daten ebenfalls Aspekte zur Durchführung der mobilen Schlachtung sowie zur Wahrnehmung von Chancen und Risiken dieser Schlachtverfahren erfragt“, erläutern die Projektleiter. „Darüber hinaus begleiten wir seit Jahresbeginn mobile Rinderschlachtungen in vier landwirtschaftlichen Betrieben, zwei mit Weidetötung durch Kugelschuss, zwei mit Hoftötung durch Bolzenschuss. Aufgenommen werden betriebsspezifische Daten wie Bestandsgröße, Tierarten und Rassen, Schlachtaufkommen sowie die Prozessabläufe – zum Beispiel beteiligte Personen sowie die Zeiten hinsichtlich Ruhigstellung-Betäubung-Entbluten-Ankunft im Schlachtbetrieb und dem Ausnehmen des Tieres.“ Zudem werde das Verhalten von Schlachttier und Herde erfasst, genauso wie die Betäubungseffektivität. „Wir entnehmen Blut-, Speichel-, Kot- und Muskelproben zur Cortisol-Bestimmung am toten Tier, führen bakteriologische Untersuchungen von Organproben sowie mikrobiologische Untersuchungen der Schlachttierkörperoberfläche und -innenseite durch.“

Erste Erkenntnisse werden auf dem Leipziger Tierärztekongress präsentiert. „Grundsätzlich kann die mobile Schlachtung durch den Verzicht auf Lebendtiertransporte und der Schlachtung in gewohnter Umgebung ein tierschonendes alternatives Schlachtverfahren darstellen“, sagen Prof. Hamedy und Dr. Rolzhäuser. „Von zentraler Bedeutung jedoch ist der Umgang mit den Tieren vor und während der Schlachtung, die Betäubung und die Erfahrung des Betäubenden bzw. Schützen. Außerdem sind eine gute Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen allen beteiligten Akteuren erforderlich. Erste Ergebnisse der mikrobiologischen Analysen deuten darauf hin, dass die Prozesshygiene bei mobilen Schlachtungen eingehalten wird. Welchen Einfluss die Transportzeit des toten Tieres bzw. das verzögerte Ausnehmen des Tieres auf die mikrobiologische Belastung des Tieres hat, ist derzeit noch unklar und wird untersucht.“

Vom Vortrag und der nachfolgenden Diskussion auf dem Leipziger Tierärztekongress erwarten Prof. Hamedy und Dr. Rolzhäuser einen kollegialen Austausch zwischen amtlichen und praktizierenden Tierärzten zur mobilen Schlachtung: „Die mobile Schlachtung ist ein relativ neues Verfahren. Daher ist die gute Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen allen beteiligten Akteuren sowie die wissenschaftliche Begleitung mit direktem Wissenstransfer unerlässlich.“ Der Vortrag wird von Tierärztin Stefanie Wolter gehalten.

Das Forschungsprojekt „Hofnahe Schlachtung im Dialog“ ist Teil der Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz im Bundesprogramm Nutztierhaltung. Es wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages gefördert, Projektträger ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung.

Der Vortrag „Erste Ergebnisse des Projektes „Hofnahe Schlachtung im Dialog" findet am 18. Januar 2024 17:05 Uhr auf dem Leipziger Tierärztekongress statt.

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