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07.02.2024 Leipziger Tierärztekongress

Privat gehaltene Tiere besser schützen

Auf dem 12. Leipziger Tierärztekongress diskutierten Experten unter dem Thema „(Wie) dürfen wir exotische Tiere halten?“ über aktuelle Probleme der Haltung exotischer Heimtiere. Dabei waren sich die Referenten einig, dass die wichtigsten Forderungen aus der EXOPET-Studie in Form rechtlicher Regelungen umgesetzt werden müssten, um privat gehaltene Tiere endlich besser schützen zu können.

Zu privat gehaltenen exotischen Tieren werden neben Ziervögeln, Amphibien, Reptilien und Fischen auch viele nicht-einheimische Säugetiere gezählt. Die von 2015 bis 2018 in Deutschland durchgeführte Studie „Haltung exotischer Tiere und Wildtiere in Privathand“ (EXOPET I und II) stellte gravierende Mängel im Tier- und Artenschutz im Handel und bei der Haltung solcher Tiere fest. Nach dieser Studie beruhten diese Mängel vor allem auf einer mangelnden Sachkenntnis über die spezifischen Bedürfnisse der gehaltenen Arten.

Dr. Thomas Bartels vom Institut für Tierschutz und Tierhaltung des Friedrich-Loeffler-Instituts stellte in seinem Vortrag die wichtigsten Ergebnisse der EXOPET-Studie vor und illustrierte eindrücklich an etlichen Beispielen Mängel bei der Zucht und Haltung von Ziervögeln. Ähnlich wie bei Hunden und Katzen seien auch bei der Zucht von Ziervögeln gravierende Fehlentwicklungen bis hin zu Qualzuchten festzustellen.

Aus seiner langjährigen Erfahrung als Leiter einer Auffangstation für Reptilien in München erläuterte Dr. Markus Baur zahlreiche Fälle, bei denen aufgrund eklatant tierschutzwidriger Haltungsbedingungen bis zu mehrere hundert Tiere einzelnen Haltern weggenommen werden mussten. Solche Wegnahmen seien aber immer schwieriger umzusetzen, da die Kapazitäten geeigneter Aufnahmestationen für derartige Spezies schon längst erschöpft seien.

Herausforderungen für die amtliche Kontrolle von Tierbörsen und Tierhaltungen wurden von Dr. Robert Kirmair, Leiter des Veterinäramtes in Mühldorf am Inn, dargestellt. Neben erfahrenen und vorbildlichen Haltern gebe es leider auch zahlreiche Personen, die vor allem aus Unwissen die Bedürfnisse ihrer Tiere tierschutzwidrig missachteten. Da auch nicht jeder Amtstierarzt das benötigte Fachwissen für exotische Spezies parat habe, riet er bei entsprechenden Kontrollen auf die Unterstützung von ausgewiesenen Experten zurückzugreifen.

Auf die besondere Rolle des Zoofachhandels ging Dr. Stefan Karl Hetz vom Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe ein. Einerseits lehne der Fachverband den Verkauf bestimmter Tierarten, z.B. solche, für die ein Haltungsverbot bestehe, oder von Gift- und Gefahrtieren oder aus Qualzuchten ab. Andererseits könne aber aus seiner Sicht grundsätzlich jedes Tier gehalten werden, sofern dessen spezifische Bedürfnisse von deren Haltern befriedigt würden. Hier könne der spezialisierte und zertifizierte Fachhandel bereits vor dem Kauf auf die Entscheidung künftiger Tierhalter für oder gegen den Erwerb bestimmter Tierarten einwirken und das für die Haltung erforderliche Fachwissen vermitteln.

Die ehemalige Bundestagsabgeordnete von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Undine Kurth, die als Beraterin für Tier- und Naturschutzpolitik tätig ist, referierte in ihrem Vortrag über die Rolle der Politik beim Tierschutz für exotische Spezies. Sie bemängelte, dass die aus der EXOPET-Studie hervorgegangenen Forderungen für den Schutz solcher Tiere in Privathaltungen immer noch nicht auf Bundesebene umgesetzt seien. Daher rief sie dazu auf, öffentlichen Druck auf das zuständige Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft auszuüben.

In der anschließenden Podiumsdiskussion wurden zahlreiche Fragen aus dem Publikum beantwortet. Einig waren sich alle Experten, dass die wichtigsten Forderungen aus der EXOPET-Studie endlich in Form rechtlicher Regelungen umgesetzt werden müssten. Dazu gehörten vor allem, aber nicht abschließend, die Einführung einer Heimtierverordnung, ein verbindlicher Sachkundenachweis für den Erwerb exotischer Spezies und durchgehende Vor-Ort-Kontrollen von Tierbörsen durch für die jeweilige Tierklasse spezialisierte Tierärzte.

Weitere Details zu den Ergebnissen und Forderungen der EXOPET-Studie können unter exopet-studie.de abgerufen werden.

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