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12.12.2023 Leipziger Tierärztekongress

Schweinehaltung in Deutschland auch künftig möglich?

Die Herausforderungen der Schweinehaltung heute & morgen rückt der Leipziger Tierärztekongress am 18. Januar 2024 in den Mittelpunkt einer Vortragssession. Prof. Dr. Nicole Kemper von der Stiftung Tierärztliche Hochschule (TiHo) Hannover liefert dabei eine wissenschaftliche Einschätzung zur grundsätzlichen Frage: „Schweinehaltung in Deutschland weiterhin möglich?“

Die Landwirtschaft in Deutschland stehe vor einem gesellschaftlich und politisch geforderten massiven Transformationsprozess, betont Prof. Dr. Nicole Kemper, Leiterin des Instituts für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie (ITTN) der TiHo Hannover und Diplomate des European College of Porcine Health Management. Die Anforderungen bei dieser Umgestaltung reichen von mehr Tierwohl in der Nutztierhaltung bis zu einer besseren Klimabilanz und nachhaltigerer Ressourcennutzung. „Um die Schweinehaltung zukunftsfähig zu machen, müssen sämtliche Akteurinnen und Akteure zusammenarbeiten, von den Tierhaltenden über die praktizierenden Tierärztinnen und -ärzte bis hin zu den Verbänden und der Wissenschaft“, unterstreicht die Fachtierärztin für Mikrobiologie und für Tier- und Umwelthygiene. „Dies wird dem Wohle der Tiere dienen, aber auch Perspektiven für die deutsche Schweinehaltung eröffnen.“

Strukturwandel in vollem Gange

Allein in den vergangenen zehn Jahren seien über 40 Prozent der Betriebe in Deutschland aus der Schweinehaltung ausgestiegen. „Von allen landwirtschaftlichen Betriebszweigen ist in der Schweinehaltung aufgrund der Vielzahl der erforderlichen Veränderungen und des bereits stattfindenden extremen Strukturwandels der Handlungsbedarf am größten“, stellt Prof. Kemper fest. „Laut Statistischem Bundesamt hielten im Mai 2023 noch 16.200 Schweinehalter in Deutschland knapp 21 Millionen Schweine.“ Der Anteil der ökologischen Schweinehaltung befinde sich mit unter einem Prozent auf einem sehr niedrigen Niveau.

Mehr Mehrwert für die Schweine

Zielkonflikte stellen laut Prof. Kemper bei der Umgestaltung der Schweinehaltung eine besondere Herausforderung dar: „Wie lässt sich zum Beispiel mehr Tierwohl durch Zugang zu einem Außenbereich realisieren, ohne dass es zu Abstrichen beim Seuchenschutz und bei der Emissionsminderung kommt?“ Eine große Frage sei außerdem, inwieweit bestehende Schweinehaltungen tiergerecht umgebaut werden könnten – zum Beispiel durch den Einbau erhöhter Ebenen, welche die Buchten für verschiedene Verhaltensweisen wie Ruhe, Nahrungsaufnahme oder Sozialverhalten besser strukturieren. „Dazu haben wir Untersuchungen in Praxisbetrieben durchgeführt, die den Mehrwert für die Schweine eindeutig belegen“, so die Veterinärmedizinerin. Von einer kompletten Umstellung auf ökologische Schweinehaltung sei jedoch nicht auszugehen: „Vielmehr wird eine Anpassung der Haltungssysteme hin zu den Kriterien, wie sie bislang in der ökologischen Haltung gefordert sind, über die höheren Haltungsstufen erfolgen. Klar ist aber ebenso, dass sich all dies nur mit einem Mehraufwand realisieren lässt, der sich letztlich beim Preis von Schweinefleisch niederschlägt.“

Betriebe können Herausforderungen meistern

Trotz aller bisher offenen Fragen schätzt Prof. Kemper die Zukunftsaussichten der Schweinehaltung in Deutschland als positiv ein: „Die Schweinehaltung in Deutschland befindet sich in einem gewaltigen Umbruch. Ich bin aber überzeugt, dass es auch zukünftig in Deutschland Betriebe geben wird, die die Herausforderungen durch innovative Verbesserung der Haltungssysteme und neue Vermarktungswege erfolgreich meistern werden.“ Im Idealfall ermögliche ein zukunftsfähiges Haltungssystem die Haltung von unkupierten Schweinen, die Vermeidung von Verhaltensstörungen sowie eine optimale Tiergesundheit – und berücksichtige zugleich arbeitswirtschaftliche Aspekte, verfahrenstechnische Machbarkeit, Biosicherheit und die ökonomischen Anforderungen.

Sie freue sich schon auf den fachlichen Austausch auf dem Leipziger Tierärztekongress – „und als Leipziger Absolventin vor allem auf die vielen persönlichen Gespräche“, so Prof. Kemper, die ihr Studium der Veterinärmedizin von 1995 bis 2001 an der Universität Leipzig absolvierte.

Der Vortrag Schweinehaltung in Deutschland weiterhin möglich? – eine wissenschaftliche Einschätzung von Prof. Dr. Nicole Kemper findet am 18. Januar 2024, 14.30 Uhr, im Rahmen der Session „Schweinehaltung heute & morgen“ (14.00 Uhr bis 16.05 Uhr) im Themenschwerpunkt Schwein auf dem Leipziger Tierärztekongress statt.

Das gesamte Kongress- und Rahmenprogramm im Überblick

Zur individuellen Planung der Kongresstage bietet das Onlineprogramm die Möglichkeit nach Veranstaltungsart und Thema zu filtern. Eine Programmübersicht steht zudem als PDF zum Download bereit.

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